Wenn man sich etwas intensiver mit der Geschichte des Weinbaus auseinandersetzt, stellt man rasch fest, dass verschiedenste Theorien bezüglich der Wiege des Weinbaus herumgeistern.
Eine Theorie basiert auf der Entdeckung einer Weinpresse in der Region Damaskus, deren Konstruktion auf die Zeit um 8000 v. Chr. zurückgeführt wird.
Eine andere Theorie datiert die Ursprünge des Weinbaus auf die Zeit um 5800 v. Chr. Für diesen Zeitpunkt lässt sich im Südkaukasus (heutiges Georgien) und im südlichen Irak der Anbau von Weinreben durch Menschenhand nachweisen.
Schliesslich wird - basierend auf dem Fund von Ansammlungen von Traubenkernen - behauptet , dass bereits um 10000 v Chr. in der Türkei und Persien lebenden Nomadenvölker Trauben gegessen haben und damit auch der Weinbau durch diese Völker nicht auszuschliessen sei.
Wie dem auch sei, es darf davon ausgegangen werden, dass die Wiege des Weins in der Region südöstlich des Schwarzen Meers liegt und gesichert auf eine Zeit um das 8.-6. Jahrtausend v. Chr. datiert werden kann.
Im Laufe der Zeit breitete sich der Weinbau von dieser Region auf den ganzen Nahen Osten aus. Im 4. Jahrtausend v. Chr. bauten die Aegypter Wein an und um 1700 v. Chr. kultivierten die Minoer auf Kreta die ersten Edelreben.
Durch die Griechen wurden zwischen dem 7.-6. Jahrhundert v. Chr. Rebstöcke nach Gallien in den Raum des heutigen Marseille gebracht.
Unbestritten ist auch, dass die Perser um 500 v. Chr. eine hohe Weinkultur hatten und im Ruf standen, den besten Wein im Mittleren Osten zu produzieren.
Mit der Ausdehnung des Römischen Reiches schliesslich breitete sich der Weinbau von Italien über Spanien, Nordafrika, Südengland und Frankreich bis in die Gegend von Rhein und Mosel aus. Nicht nur die geographische Verbreitung, sondern auch die Bedeutung des Weins nahm zu. Mit Dionysos und Bacchus wurden sowohl bei den Griechen wie bei den Römern spezielle Wein-Gottheiten verehrt.
In Mitteleuropa waren es zunächst die Mönche, die den Weinbau vorantrieben und das Wissen darüber immer weiter ausbauten. Insbesondere Klöster pflegten den Weinbau und die Kellerwirtschaft. Später kamen wohlhabende Bürger und Monarchen dazu, die ebenfalls dazu beitrugen, dass der Weinanbau weiter zunahm. Karl der Große war (um 800) ein bedeutender Förderer des Weinbaus. Er ließ Musteranlagen pflanzen, suchte nach neuen Rebsorten und befahl umfangreiche Neuanlagen von Weinbergen.
Weinproduktion und Weinkonsum erreichten durch klimatische Veränderungen (Mittelalterliche Warmzeit) in ganz Europa einen absoluten Höhepunkt. Wein war nicht mehr nur für die wohlhabende Schicht verfügbar.
Ein großer Teil der Bevölkerung trank täglich Wein. Der Grund dafür war vor allem, dass der Wein als „rein“ galt. Wasser dagegen war oft verunreinigt. Der Wein wurde zu einem wichtigen Handelsgut dank dem ua. auch die Hanse grosse Profite erwirtschaften konnte. Die Qualität des Weines schwankte je nach Anbaugebiet, Traubenart und besonders der Anzahl der Traubenpressung. Aus der 1. Pressung wurde der teuerste Wein gewonnen. Ärmere Bevölkerungsschichten tranken den billigen Nachwein oder Tresterwein, der aus der 2. oder gar 3. Traubenpressung erzeugt und häufig mit Wasser und Essig gestreckt wurde.
Berühmtheit erlangten zunächst die französischen Weine. Erst seit dem 16. Jahrhundert wurden zunehmend portugiesische (Port) und spanische Weine (Sherry) bekannt. Vorallem die Engländer schätzten die Süße dieser Weine, welche aufgrund des hohen Alkoholgehalts auch nach überallhin im englischen Kolonialreich problemlos verschiffbar waren.
Im 17. Jahrhundert wurde durch Dom Pérignon erstmals Champagner hergestellt.
Ua. auch mit der Einführung einer Klassierung festigten die Franzosen im 19. Jahrhundert ihre Vormachtstellung. Um 1860 machte in Italien erstmals der Barolo von sich reden. Nach und nach gewannen auch Weine aus der Toskana und dem Veneto an Beliebtheit.
Da die Reben aus Amerika sich wegen ihres eigentümlichen Geschmacks (Fox-Ton) nicht für die Weinproduktion eigneten, wurden Reben aus Europa nach Amerika exportiert. Im Gegenzug kamen amerikanische Reben zu Versuchszwecken nach Europa. Damit wurde die Reblaus nach Europa gebracht, welche in der Folge bei den europäischen Rebstöcken verhehrende Schäden verursachte. Alle Versuche der chemischen Bekämpfung waren erfolglos. Erst ein Versuch, auf amerikanische Wurzelstöcke (Grundlage, welche gegen die Reblaus resistent war) europäische Reben aufzupfropfen, brachte den Durchbruch.
Die Reblausplage zwischen 1850 und 1930 sowie die Mehltaukatastrophe um 1847 vernichtete viele Rebsorten komplett. Geblieben sind weltweit etwa 1.000 Rebsorten. Aber nur die resistentesten und ertragreichsten Sorten werden in größeren Mengen angebaut (etwa 15%).
Erst nach dem 2. Weltkrieg erfolgte ein erneuter Aufschwung. Natürlich wollten viele an diesem Aufschwung teilhaben. Deshalb versuchte man auch qualitativ minderwertige Weine mit "künstlichen Eingriffen" marktfähig zu machen. Zeugnis darüber legt insbesondere der sogenannte "Frostschutzskandal" in Oesterreich ab. Als Folge davon wurden in Oesterreich die weltweit schärfsten Weingesetze erlassen, welche dazu führten, dass oesterreichische Wein heute weltweit zu den Topprodukten zu zählen sind.
Seit den 90er Jahren findet zudem mehr und mehr ein Umdenken in Sachen Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie Neuzüchtung und Anbau von pilzwiderstandsfähigen Traubensorten statt. Eine Entwicklung, die wir sehr begrüssen.
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